ich bin immer wieder erstaunt aus wie vielen schichten von dummheit und unbewusstheit ich bestehe. immer wieder tauchen neue schichten auf, neue kindliche, naive dinge, die ich wider besseren wissens für wahr halte, die es irgendwie bisher geschafft haben unter dem radar zu fliegen. mentale tarnkappenbomer, die unerkannt ihre sprengladungen abwerfen. aber ich bin aufmerksam: indem ich darauf achte wo die detonationen erfolgen kann ich die flugbahn des störenfrieds abschätzen und den himmel in diesem bereich mit meinen scheinwerfern absuchen. wenn er erstmal enttarnt ist, ist es ein leichtes für meine geübten kanoniere ihn abzuschießen.
und in meinem kopf läuft es so:
etwas zwickt, emotionaler schmerz
- die detonation
welches ereignis ist dafür verantwortlich?
- sichtung des gebietes
was sind meine gedanken über dieses ereignis?
- abschätzen der flugbahn, scheinwerfer suchen den himmel ab
sind diese gedanken wahr?
- abschuss
in den meisten fällen dreht sich so ein szenario um irgendeine art von verlust, der verlust von vertrautem, gewohntem, sicherem, von menschen, ereignissen, eines teils von mir selber... es liegt also nahe, nicht mehr nur auf neuen verlust zu warten um meine unbewusstheit aufzulösen, sondern mich eingehend mit dem ultimativen stellvertreter, dem personifizierten verlust von allem und jedem zu beschäftigen: meinem tod.
dadurch dass meine luftabwehr immer effektiver wurde, war es möglich ressourcen zu bilden, waffen zu produzieren, soldaten auszubilden, eine armee aufzubauen. jetzt muss ich mich also nicht mehr darauf beschränken mich zu verteidigen, sondern kann mit meinen truppen in feindliches gebiet einfallen, die infrastruktur zerstören und die waffenproduktion lahm legen.
das, was ich über den tod denke ist einfach nicht mehr up to date mit meinen aktuellen erkenntnissen. es sind ungeprüfte, kindliche gedanken voller angst und sie sind so schmerzhaft, dass ich sie irgendwo im hintersten winkel meiner psyche versteckt halte. aber wenn ich sie an´s licht hole wo ich sie mir genauer ansehen kann verlieren sie mehr und mehr ihre macht...
"ich sollte heute nicht sterben"
habe ich darüber irgendeine kontrolle? habe ich wirklich einfluss darauf ob ich heute sterbe?
nein, ich habe hunderte meiner handlungen untersucht und über nicht eine einzige hatte "ich" die kontrolle, nicht über die kleinste unbedeutendste und schon garnicht über die größte und bedeutendste handlung. und selbst wenn ich so wie die ganze welt denken würde ich hätte alles unter kontrolle, könnte ich nicht mit 100%iger sicherheit sagen, dass ich morgen noch lebe.
ist der gedanke "ich sollte heute nicht sterben" objektiv wahr?
1. wie ich in unzähligen prüfungen herausgefunden habe gibt es kein ich, das sterben könnte. auch wenn es sich anders anfühlt: es gibt kein ich! dass mein denken und handeln nicht unabhängig von meiner umwelt sein können ist jederzeit beweisbar, hier kann dieses "ich" also schonmal nicht ansässig sein. und auch dieser körper ist kein fest definierbares ding, sondern ein unaufhörlicher prozess. zellen sterben und erneuern sich, aspekte wie sein aussehen, sein gewicht oder seine größe haben sich bisher laufend verändert und werden sich auch in zukunft laufend verändern. ich bestehe quasi aus der nahrung, die ich zu mir nehme und der luft die ich einatme, d.h. ich bin kein eigenständiges, individuelles etwas, sondern zu 100% eingebettet und integriert in die prozesse dieses planeten. "ich" habe weniger von einem getrennten wesen, sondern mehr von einer form, so wie eine welle. sie wird aus dem wasser des ozeans geformt, läuft eine zeitlang und irgendwann bricht sie, stirbt aus ihrer wellenform hinein in den ozean, der sie ja ohnehin die ganze zeit schon war...
2. selbst wenn das alles eine wahnvorstellung wäre und es tatsächlich ein getrenntes "ich" gäbe, wäre der satz "ich sollte heute nicht sterben" nicht wahr, weil die möglichkeit besteht, dass es passiert und dieser satz dem widerspricht. dieser satz ist also ein lügengebilde, spätestens an dem tag an dem ich sterbe... ;o)
was habe ich davon, wenn ich diesen als lüge entlarvten satz weiterhin für die wahrheit halte?
ständige angst, sorgen, stress, terror, irrsinn, schwäche, einsamkeit ...
DISINTEGRIERT
wie wäre es, wenn ich aufhören würde diese lüge für die wahrheit zu halten?
weniger kampf, mehr frieden, weniger widerstand, mehr hingabe, mehr zuversicht, mehr mut, mehr bewusstheit, mehr genuss, mehr lebendigkeit ...
INTEGRIERT
das gefühl zum tod ändert sich mit jeder untersuchung im licht der wahrheit
"du hast dich in die spanne einer lebenszeit und in einen körper gepresst und so die unzähligen konflikte des lebens und des todes erzeugt. lass dein sein ausserhalb dieses körpers der geburt und des todes sein, dann sind alle deine probleme gelöst. sie existieren, weil du glaubst, du seist geboren, um zu sterben. ent-täusche dich und sei frei. du bist keine person."
nisargadatta maharaj
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)

hervorragende "Arbeit"
AntwortenLöschengruss
Sieht ganz so aus, als ob du auch ein Faible für Jed McKennas Bücher hast. Geben einem den Tritt, um die Augen aufzumachen... :-)
AntwortenLöschenNicht auf in den Kampf, sondern Aufgeben, den Schild senken, Hingeben...
@ elganyi: :o)
AntwortenLöschen@ parsley: ja, jed´s bücher sind was ganz besonderes für mich. aufrüttelnd, manchmal verstörend, aber trotzdem reiner genuss.
hast recht, "auf in den kampf" ist schon irgendwie paradox in dem zusammenhang...
da ist endlich mal einer, der gründlich untersucht, was wahrheit ist, ob tatsächlich ein "ích" existiert, anstatt sich mit den endlosschleifen emotionaler up and downs zu beschäftigen.
AntwortenLöschen